In der Diskussion um den Bundestrojaner finde ich die Frage der definition der PrivatsphÀre am wichtigsten. (Das ist auch die Abschlussfrage meiner Diplomarbeit, aber dazu spÀter mehr)
Gerade hat ja ein Gericht in den USA entschieden, das alles was ĂŒber das Internet transportiert ist, oder auf einem am Internet angeschlossenen PC steht, sowieso nicht privat sein kann.
Das finde ich fĂŒrchterlich, aber immerhin erkennt das Gericht korrekt, das die neue Technik auch eine neue Definition des Begriffs 'PrivatsphĂ€re' erfordert.
Klar ist, das immer mehr Menschen einen immer mehr Daten ĂŒber sich in einer Form preisgeben, die mit einfachsten Mitteln via Google ermittelt werden kann. (Auf dem 23C3 gab es einen schönen Vortrag zu Profiling und diesen Fragen.)
Was wird also aus PrivatsphĂ€re? Die Vergangenheit hat jedenfalls klar gezeigt, das man nicht vorhersehen kann welche Daten, die man heute erzeugt, morgen ĂŒberall frei zugĂ€nglich sind. Usenet Posting waren frĂŒher "relativ" privat, bis Google die Archive online gestellt hat. Suchen bei Suchmaschinen waren relativ privat, bis ein Bruchteil der Suchdaten von Yahoo (pseudonymisiert) veröffentlicht wurde. Foren, Mailinglisten, Blogs, del.icio.us, Flickr, studiVZ, Xing, whois - alles verfĂŒgbar.
Was mir dabei fehlt ist die Diskussion was denn PrivatsphĂ€re ausmacht? Was kann PrivatsphĂ€re sein? Wie kann man PrivatsphĂ€re fĂŒr sich reklamieren?
Offensichtlich ist die einfache Antwort: "Ja die leute mĂŒssen sich des Problems halt bewust werden, nicht ausreichend, da eben Regulierung auch in der Architektur der Werkzeuge liegt. Soziale Netzwerke werden NĂŒtzlicher wenn man diese Daten preis gibt.
Zudem wissen wir nicht was die Zukunft bringt, Jamais Cascios Participatory Panopticon ist fĂŒr mich als Zusammenfassung sehr wahrscheinlich, aber ob das eben Gut ist, oder schlecht? Who knows. Vielleicht wird unsere Gesellschaft dadurch "Ehrlicher", weil man jede LĂŒge sowieso sofort enttarnen könnte, vielleicht straft unsere Gesellschaft dadurch aber auch abweichenden Meinungen ab.
In jedem Fall hĂ€tte eine Diktatur im vergleich zu frĂŒher unheimliche neue Mittel, andererseits, vielleicht auch eine Gegenöffentlichkeit die nicht mehr unterdrĂŒckbar ist?
Klar ist das Wir als Informatiker hier und jetzt die Aufgabe haben, die Systeme so zu gestalten, das diese Daten nicht einfach fĂŒr eine Diktatur zur VerfĂŒgung stehen bzw. zur VerfĂŒgung stehen werden. FĂŒr die Zukunft muss die Diskussion gefĂŒhrt werden, was PrivatsphĂ€re bedeutet und wie jeder einzelne in die Lage versetzt werden kann diese zu schĂŒtzen.
Und das ist schon fĂŒr sich eine fast unlösbare Aufgabe.