In meinem ersten Blog-Post habe ich mich mit Blooms Taxonomie beschĂ€ftigt. Im zweiten ging es um die ersten drei Ebenen seines Lernmodells. Hier geht es jetzt um die mir am wichtigsten ebenen vier und fĂŒnf. Und der VollstĂ€ndigkeit halber auch auch um die sechste.
Und los gehts!
4. Analyse
Auf dieser Ebene geht es darum, Wissen und Informationen in seine Bestandteile zu zerlegen um Beziehungen und Strukturen zu erkennen und Verstehen. Hier geht es erstmals um kritisches Denken und das erkennen von Mustern.
Fragen: "Welche Elemente bilden das Gesamtkonzept?" oder "Wie hÀngen die Teile zusammen?" und "Was sind die zugrunde liegenden Annahmen?" Diese Fragen helfen uns, tiefer in das Thema einzutauchen und es aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.
TĂ€tigkeit: Untersuchen, Zerlegen, Beziehungen erkennen, Vergleichen. Hier geht es darum, das erlernte Wissen zu analysieren, zu hinterfragen und mit schon gelerntem aus anderen Themen zu vergleichen und zu kontrastieren.
Die FĂ€higkeit, komplexe Informationen zu durchdringen und logische Verbindungen herzustellen.
Lernziel: Ich kann komplexe Informationen durchdringen, zerlegen und logische Beziehungen erkennen. Auch zu anderem bisher gelernten. Das Ergebnis dieser Lernstufe ist die FĂ€higkeit, das Gelernte zu analysieren und zu hinterfragen.
Daher ist diese Ebene und Ihre Fragestellung auch mit der nĂ€chsten so wichtig, um langfristig zu behalten was man gelernt hat (verknĂŒpfungen und kontrastierung zu anderem was man schon kann). AuĂerdem: Wenn man sich von Anfang an mit diesen Fragen beschĂ€ftigt, kriegt man in der gleichen Lernzeit Ebene 1-3 quasi umsonst.
Beispiel: Ein Softwareentwickler könnte beispielsweise den Code eines Programms analysieren, um Fehler zu finden oder um zu verstehen, wie verschiedene Teile des Codes zusammenarbeiten. In einem Konflikt könnte ich die Argumente analysieren, um Bestandteile, Beziehungen zwischen den Argumenten und die dahinter stehenden Annahmen, deren Logik, und die historische Beziehung der konflikteten Parteien zu bewerten.
5. Evaluieren
Jetzt, wo wir das Wissen analysiert und zerlegt haben, geht es darum, dieses Wissen zu bewerten, zu kritisieren und zu priorisieren. Es geht darum, fundierte Urteile zu fĂ€llen und Kritik zu ĂŒben.
Fragen: "Ist diese These Valide?", "Wie effektiv ist diese Methode?", "Welche vor und Nachteile hat dieser Ansatz?", "Welcher andere Ansatz ist aus welchen GrĂŒnden besser?" oder "Welche Methode sollte ich priorisieren?" Diese Fragen helfen uns, das Wissen zu bewerten und Entscheidungen zu treffen.
Lernziel: Das Ergebnis dieser Lernstufe ist die FĂ€higkeit, das Gelernte kritisch anhand der fĂŒr meine Situation relevanten Kriterien zu bewerten und Entscheidungen zu treffen. Es geht darum, das Wissen zu nutzen, um fundierte Entscheidungen zu treffen und PrioritĂ€ten zu setzen.
TĂ€tigkeit: FĂŒhren von Debatten, Entscheidung zwischen AnsĂ€tzen, Bewerten von Projekten und Theorien. Hier geht es darum, das erlernte Wissen zu bewerten und zu priorisieren.
Beispiel: In einem Projekt oder bei der Softwareentwicklung verschiedene Strategien oder Umsetzungsmöglichkeiten bewerten und entscheiden, welche am besten umgesetzt werden sollte. Oder auch kleiner: Bewertung der GlaubwĂŒrdigkeit einer Quelle. Kritisches hinterfragen von MaĂnahmen und (politischen) Entscheidungen.
6. Erzeugen
Einleitung: Die höchste Ebene ist das Erschaffen, bei dem ein neues oder originelles Werk entwickelt wird. Es geht darum, Wissen und Ideen auf innovative Weise zu kombinieren und neue Konzepte zu entwickeln.
Fragen: "Was wÀre, wenn...?" oder "Wie könnte ich...?". "Könnte ich [Problem X] vielleicht auch ganz anders angehen?", "Kann ich diese Konzepte vielleicht auch so kombinieren?"
Lernziel: Kreativit und Innovativ eigene Ideen in Produkte umsetzen.
TĂ€tigkeit: Entwickeln von Projekten oder Modellen. Schreiben von Texten. Entwerfen von Experimenten oder Prototypen.
Beispiel: Als Softwareentwickler entwickle ich eine Software. Ich schreibe ein Gedicht. Ich fĂŒhre eine neue Software ein um ein altes Problem neu besser zu lösen.
Warum ist mir das so wichtig?
Seit den 1960er Jahren wird Blooms Taxonomie dazu verwendet, um einzuschĂ€tzen, wie gut ich und andere ein Thema verstanden haben. Und erst jetzt kriege ich raus, dass es a) existiert, und ich es b) dazu verwenden kann mein eigenes Lernen besser zu verstehen und zu vertiefen? Boah ey, wieso hat mir das in der Schule niemand erklĂ€rt? Oder wenn, wieso dann nicht auf eine Weise die ich verstanden habe? Ich fĂŒhle mich im Moment so, als wurde mir hier ĂŒber Jahre etwas wichtiges vorenthalten.
So, das wars. Jetzt wisst Ihr so viel ĂŒber das Modell und seine Ebenen wie ich auch. NĂ€chstes mal soll es dann darum gehen wie man mit hilfe von KI sich selbst auf die Ebene des Lernens Katapultieren kann auf der man gerade sein will.
Bis dahin, bleibt neugierig und probiert es doch mal aus in diesen Kategorien ĂŒber euer eigenes Lernen nachzudenken.